Zehn Eigenschaften guter Clickertrainer

Von Alexandra Kurland

Artikel mit freundlicher Erlaubnis übersetzt von Michaela Hempen

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Den Orginalartikel (englisch) findet ihr hier

Einfach und leicht ist nicht immer dasselbe.

Eines der Dinge, die mich angesprochen haben, als ich anfing Clickertraining zu erkunden, war die Einfachheit. Ich denke immer an die sprichwörtliche Rede im Aufzug. Wie kannst du beschreiben, was du tust, in der Zeit, die es dauert mit dem Aufzug ein paar Etagen zu fahren? Für einige der Dinge, die ich studiert habe, müsste ich den Aufzug zwischen zwei Etagen für ein paar Stunden anhalten um jemandem auch nur ansatzweise zu erklären, wovon ich rede. Aber Clickertraining ist anders. Sobald man B.F. Skinner und das Training von Meeressäuger erwähnt, sind die Menschen zumindest in der richtigen Richtung. Sie wissen vielleicht nicht wirklich genau was es ist, aber zumindest haben sie eine allgemeine Vorstellung wovon du redest. Dann fügst du noch das einfache Mantra hinzu: wenn es dir gefällt, kannst du clicken und es verstärken. So, fertig. Du bist in der dritten Etage. Du kannst jetzt raus.

 

Nur, dass diese kurzen Beschreibung einem nicht wirklich sehr viel sagt. Wie bei alle guten Dingen, die eine Studie wert sind, bedeutet einfach nicht immer leicht. Lasst uns das Mantra genauer anschauen. Wenn es dir gefällt, clickst du und verstärkst es. Was gefällt dir? Welches Verhalten möchtest du trainieren? Und welchen Aspekt des Verhaltens wirst du clicken?  Es klingt so einfach. Ich möchte, dass mein Pferd rückwärts geht, also werde ich jedes Mal, wenn er einen Schritt zurück geht clicken. Das sollte funktionieren. Der linke vordere Fuß hebt sich leicht - das clicke ich. Der vordere rechte Fuß hebt sich leicht – ich clicke erneut. Das linke vordere Bein hebt sich und setzt dann wieder nach unten. Das clicke ich. Das linke Vorderbein hebt sich zum Scharren, kurz bevor das Pferd sein Gewicht zurück verlagert. Click. Vier Clicks für vier sehr unterschiedliche Verhalten. Einige Pferde können damit umgehen. Andere können es nicht.

 

Spiele das Trainingsspiel und finde heraus, welche Art "Pferd" du sein möchtest. Würdest mitgehen und versuchen die Antwort herauszufinden, trotz der Fehler deines Trainers? Oder wärst du das "Pferd", das frustriert und verwirrt ist, wenn die Kriterien nicht klar sind? Ist es da ein Wunder, dass einige unserer Pferde verwirrt sind? Es klang so einfach, clicke einfach wenn dein Pferd zurückgeht, aber das Verhalten deines Pferdes sagt dir, dass du ein bisschen tiefer in diese Gleichung schauen musst.

 

Verhalten - was bedeutet das? Wählst du einzelne Komponente aus einem größeren Verhalten, oder bist du zu sehr auf das Endziel ausgerichtet? Und was sind deine Ziele? Was möchtest du deinem Pferd beibringen?

 

Und clicken - wann, wie oft, wofür? Verstärken - wie oft? Womit?

 

Viele Fragen ergeben aus einer so einfachen Gleichung. Lasst uns also einen Blick auf einige der Dinge werfen, die einfach auch leicht machen. Ich tue das, indem ich die Eigenschaften beschreibe, die gute Clickertrainer gemeinsam haben.

Teil 1: Clickertrainer, egal welche Tierart sie trainieren, lieben ihre Tiere.

Beachte: Man kann Clickertraining als Verfahrens verwenden und trotzdem eine sehr sterile Ansicht von Tieren haben. Es gibt Trainer, welche die Techniken des Clickertrainings verwenden, weil dies die effektivsten und effizientesten Trainingsmethoden sind, die sie kennen. Aber sie sehen die Tiere, mit denen sie arbeiten als Werkzeuge, nicht mehr. Wenn ich darüber rede, ein Clickertrainer zu sein, dann meine ich etwas anderes.

 

Man kann auch Tiere lieben und kein Clickertrainer sein. Wir haben nicht das Monopol auf diesem speziellen Anspruch. Es gibt wunderbare Pferdemenschen, die nicht die Absicht haben, jemals Clickertraining zu versuchen, aber die ihre Pferde über alles lieben.

 

Innerhalb der Clickergemeinschaft können wir unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie eine bestimmte Lektion trainiert werden sollte, aber diese Unterschiede schmelzen dahin im Angesicht unserer gemeinsamen Liebe zu Pferden. Diese tiefe Fürsorge für unsere Pferde und unsere Sorge um ihr Wohlergehen bringt uns direkt zum ersten Puzzle, das sich beim Clickertraining präsentiert: was trainieren wir?

 

Clickertraining ist unglaublich leistungsfähig. Wir können unseren Pferden sehr leicht Verhalten beibringen, die sie von sich selbst aus nie machen würden. Das Trainingsmantra hierfür ist: nur weil du es kannst, heißt das nicht, dass du es sollst.

 

Zum Beispiel, nur weil du mit dem Clicker einem Pferd beibringen kannst zu springen, bedeutet das nicht unbedingt, dass du es tun solltest. Es könnte sein, dass dein Pferd nicht die Fitness und den Körperbau hat, um ohne Probleme springen zu können. Oder es ist einfach zu jung. Ich kaufte mein junges Pferd, Robin, von einem Mann, der Springpferde auf Grand-Prix Niveau ausbildete. Robin war erst ein Jahr alt zu der Zeit, aber der Trainer schickte ihn trotzdem im Freispringen über einen kompletten Parcours. Die Sprünge waren hoch, und die Wendungen waren eng. Kein Pferd in Robins Alter sollte über einen solchen Parcours springen, aber so testete dieser Trainer alle Pferde, die in seinen Stall kamen. Ich konnte es kaum abwarten, Robins junge Beine da heraus zu bekommen. Nur weil du es kannst, heißt das nicht dass du es sollst.

 

Robin liebte springen. Ich glaube, er war enttäuscht, dass das Spiel in seinem neuen Zuhause nicht weiterging. Er zeigte mir sogar, wie sehr er das Springen genoss indem er jedes Mal über den Koppelzaun sprang, um mich zu begrüßen, wenn ich am Stall angekommen war! Es wäre so einfach gewesen, ihm seinen Spaß zu lassen, aber er musste ein paar Jahre warten, bevor das Springen wieder offiziell eingeführt wurde.

 

Also auch bei einigen der häufigsten Dinge, die wir trainieren, müssen wir uns die "Sollen wir?" Frage stellen. Sollen wir unser junges Pferd fragen zu springen, unser älteres Pferd den Galopp zu beschleunigen, unser arthritisches Pferd in einem Anhänger transportieren, usw? Die Antwort auf diese Fragen ist nicht immer einfach. Was wir wollen und was unsere Pferde brauchen stimmt nicht immer überein. Ein Pferd zu lieben kann manchmal bedeuten, aufgeben müssen, was wir dachten, wäre unser Ziel. Die gute Nachricht ist, dass das was wir mit Clickertraining trainieren können, meist so viel mehr Spaß macht als das, was wir uns ursprünglich vorgenommen hatten.

 

Und sehr oft, wenn wir eine Lektion in kleine Schritte zerlegen, was ein Bestandteil guten Clickertrainings ist, dann finden wir uns nicht nur zurück an unserem ursprüngliches Ziel, sondern übertreffen es sogar. Kleine Schritte schrumpfen große in Verhaltenskomponenten, die unserer Pferde sicher und einfach handhaben können.

Teil 2: Clickertrainer konzentrieren sich darauf was sie möchten, nicht auf das unerwünschte Verhalten.

Clicker Trainer sind nicht reaktiv auf Verhalten, das sie nicht wollen. Das bedeutet nicht, dass sie schlechtes Verhalten ignorieren, aber sie „schütten kein Öl ins Feuer " indem sie direkt darauf reagieren. Wenn du dich darauf konzentrierst, was du möchtest, erhältst du mehr von diesem guten Verhalten. Lässt du hingegen deine Aufmerksamkeit umherwandern, dann wirst du nur noch das sehen können, was du nicht magst, und schon findest du dich in einem Trainingsdurcheinander. Du wirst auch ein Pferd haben, das Gefahr läuft sein Sicherheitsnetz eines sicheren Zuhauses zu verlieren.

 

Also, was trainieren wir? Wenn du dein Pferd liebst, dann gibt es eine einfache erste Antwort - gute Manieren. Wir müssen uns bei unseren Pferden sicher fühlen können. Es macht keinen Spaß mit Pferden zusammen zu sein, die einem Angst machen oder einfach nur aufdringlich sind. So sehr wir sie auch lieben mögen, doch  ein unsicheres Verhalten kann das Sicherheitsnetz eines jeden Pferdes zerstören. Also führt uns unsere Liebe für unsere Pferde direkt zu den ersten Schritten im  Clickertraining - die Vermittlung der guten Manieren, die ein Pferd braucht, um mit seinen menschlichen Partner auskommen.

 

Der Trick ist, nicht wieder in die Falle zu treten, sich auf unerwünschtes Verhalten zu fokussieren. Es ist allzu leicht sich dabei zu ertappen zu sagen: "Ich will nicht, dass mein Pferd aussieht wie ein schlecht gelaunter Muffel. Er hat seine Ohren immer angelegt und drängelt.“ Stattdessen möchte ich klar definieren, welche Art von Verhalten mir gefällt wenn ich bei ihm bin. Das ist es worauf ich mich konzentriere und was ich verstärken werde. Ganz leicht!

 

Während ich dies schreibe, frisst mein älteres Pferd, Peregrine, gerade seine Morgenration Heu. Ich sitze ganz in seiner Nähe. Wir beide genießen die Gesellschaft, und ich weiß, er frisst länger an seinem Heu, wenn ich bei ihm bin. Mit 28 Jahren, ist das wichtig. Die guten Manieren, die ich im Laufe der Jahre verstärkt habe, machen diese ruhigen Momente möglich. Als er zwei Jahre alt war, hätte ich mich wahrscheinlich nicht ganz so nah mit meinem Laptop neben ihn gesetzt! Gemeinsam haben wir eine Art des Zusammenseins entwickelt, bei der wir uns beide wohlfühlen. Die Leute fragen oft: wann kann ich den Clicker absetzen? Nach zwanzig Jahren und mehr eines Lebens mit dem Clicker, weiß Peregrine die Antwort auf diese Frage genau. Click und Belohnung sind verwebt in all den kleinen, alltäglichen Interaktionen, die wir miteinander haben. Er weiß, dass Clickertraining nicht aus seinem Leben verschwinden wird.

 

Ich sitze neben ihm und trage meine Weste. Meine Taschen sind voll mit Leckereien, aber Peregrine weiß, er muss jetzt nicht zurückgehen oder seine Pose zeigen oder Beinflexionen anbieten oder eine der anderen Verhalten, die in einem anderen Kontext geeignet wäre. Dies ist eine ruhige, einfach-nur-zusammen-sein-Zeit, und Peregrine kennt den Unterschied. Dies wurde ihm nicht durch ein Ausbleiben von Futter oder Clicker Interaktionen beigebracht. Tatsächlich, genau das Gegenteil trifft zu. Ich habe den Clicker verwendet, um ihm zu zeigen, wie wir uns beide wohlfühlen können in die Gesellschaft des anderen. Was mir dies gibt ist eine vollständige Beziehung. Er ist sowohl mein Arbeitspartner als auch mein guter Freund. Es ist so leicht, sich in den großen "beindruckenden" Verhalten zu verlieren und man vergisst, dass die ruhigen kleinen genauso wichtig und genauso bezaubernd sind. An diesem Morgen, wie ich so etwas ruhige Zeit mit meinem alten Freund verbringe, würde ich sagen, dass tatsächlich die Summe aller  kleinen Verhalten ein großartiges Training ergeben.

Teil 3: Clickertrainer sind kreativ.

Clickertrainer wissen, dass nicht jede Lektion für jeden Schüler funktioniert. Hier gilt das Mantra: Es gibt immer mehr als einen Weg, um jedes Verhalten zu trainieren. Wenn ein Shapingplan nicht funktioniert, dann ändere etwas. Manche Leute sagen, sie hätten  Clickertraining versucht und es hätte mit ihrem Pferd nicht funktioniert. Das macht mich immer traurig denn ich weiß, welch wunderbare Zeit sowohl die Pferde als auch die Menschen verpassen. Und ich weiß auch, dass sie Clickertraining nicht wirklich versucht haben. Sie haben vielleicht ein oder zwei Dinge ausprobiert und gerieten dann in ein Durcheinander, aber das bedeutet nicht, dass Clickertraining nicht funktioniert. Meistens bedeutet das, dass sie ihre Grundlagen im Umgang mit dem Pferd verbessern müssen. Vielleicht war der Zeitpunkt des Clicks falsch oder ihre Futtergabe war nicht konsistent. Sobald die Menschen sich selbst besser organisieren, reagieren die Pferde in der Regel sehr schnell.

 

Gelegentlich gerate ich mit einem Pferd in ein Durcheinander. Eine Lektion, die normalerweise so gut mit anderen Pferden klappt, macht für dieses Pferd einfach keinen Sinn. Wenn das passiert, dann schmeiße ich das Clickertraining nicht hin. Stattdessen mache ich mir die sprichwörtliche Tasse Tee, während ich darüber nachdenke, wie ich die Dinge diesem Pferd besser erklären kann. Manchmal muss ich die Lektion in kleinere Schritte zerlegen. Manchmal muss ich die Umwelt verändern. Ein anderes Mal muss ich meine Lehrstrategie insgesamt ändern. Vielleicht hatte ich es mit freiem Shaping versucht, aber dieses Pferd braucht mehr Führung. Okay, das kann ich mit einem Target oder einem Strick zu tun. Ich kann einige Matten hinlegen oder vielleicht können Stangen am Boden  helfen. Wie auch immer die Antwort ausfällt, Clickertraining fördert die Kreativität.

 

Habt ihr einmal das Spiel gespielt, bei dem jeder in der Gruppe eine Pferderasse benennen soll? Es geht reihum bis einem nichts mehr einfällt und man ausscheidet. Wie viele Runden würdest du schaffen bis du ausscheidest? Wie viele Runden würde es dauern bis die Liste erschöpft ist? Jetzt denke an das gleiche Spiel, aber dieses Mal denke an all die verschiedenen Möglichkeiten einem Pferd beizubringen seinen Kopf zu senken oder seine Füße zu heben oder - am interessantesten von allen - in einen Anhänger zu gehen. Gehen dir die Ideen bereits in der ersten Runde aus oder fällt dir immer noch etwas ein, wenn alle anderen bereits ausgeschieden sind? Stell dich dieser die geistige Herausforderung. Ein Zitat aus Lewis Carrolls Buch ‚Alice hinter den Spiegeln lautet‘: „Denke an sechs unmögliche Dinge vor dem Frühstück“. Statt an sechs unmögliche Dinge zu denken, überlege sechs neuen Möglichkeiten, um ein bekanntes Verhalten zu trainieren. Je mehr man diese Fähigkeit übt, desto besser wird man darin.

Teil 4: Clickertrainer sehen jedes Pferd als Individuum

Wenn es wichtig ist WAS wir clicken, dann genau so wichtig ist, WEN wir clicken. Clickertrainer wissen, dass sie ihr Training so strukturieren müssen, dass sie den Lernbedürfnissen eines jedes einzelnen Pferdes gerecht werden. Es hilft, ein Pferd zu wählen, das zum eigenen Trainingsstil passt. Wenn dir einfach gefällt, dann nimm dir ein einfaches Pferd. Einfache Pferde geben dir Zeit zum Nachdenken. Sie sind nachsichtig und werden die aushelfen, wenn du einen Fehler machst. Wenn du eine Herausforderung suchst, dann überlege dir gut, worauf du dich einlässt. Bist du gewappnet für die emotionale Achterbahnfahrt auf die dieses Pferd dich nehmen wird?

 

Kürzlich bei einem Workshop hatte eine der Teilnehmerinnen mehrere Mustangs. Ihre ältester ist ein 13 Jahre alter Hengst, der als 5- jähriger eingefangen wurde. Als er eingefangen wurde, gab es ein Missverständnis zwischen der Gesellschaft, die ihn gefangen hat und der Firma, die ihn transportieren sollte. Seine Herde wurde für 2 Wochen mit wenig Futter oder Wasser in der Einzäunung gehalten. Viele Pferde starben. Er war einer der wenigen Überlebenden. Er wurde von einer Rettungsstelle zur nächsten weitergereicht, bis ihn schließlich meine Kundin adoptierte als einen im Wesentlichen unangetasteten und zu Recht verängstigten 10-Jährigen. Zu sagen, dass er kompliziert war, wäre die Untertreibung des Jahres. Er ist ein tief beunruhigtes, emotional beschädigtes Pferd. Mit ihm kann man nicht an der gleichen Stelle anfangen, an der die meisten anderen Pferde beginnen. Er zwingt dich dazu kreativ, geduldig und vor allem beständig zu sein.

 

Sein neuer Mensch ist mehr als bereit für die Herausforderung. Sie ist eine erfahrene Clickertrainerin mit einem breiten Verständnis der Lerntheorie. Sie ist kreativ und beständig. Und sie hat noch andere Pferde, die ihr ein besseres Verständnis geben im Bezug auf die einzigartigen Herausforderungen für das Training dieses Pferdes. Schwierige Pferde schicken dich auf eine Entdeckungsreise. Falls du  bereits ein solches Pferd in deinem Stall hast, dann bereite dich auf ein Abenteuer vor. Er ist der beste Lehrer, den du jemals haben wirst! Falls du noch auf der Suche nach dem perfekten Pferd bist, dann überlege gut, auf welche Art emotionaler Reise du gehen möchtest.

 

Eine der besten Möglichkeiten, um einen schnellen Einblick zu gewinnen, welchen Typ Pferd du aufnimmst, ist es eine oder zwei Runden Targeting zu machen. Wenn dies ein Pferd ist, das noch keinem Clickertraining begegnet ist, kannst du eine Menge über dieses Pferd lernen. Ist er neugierig? Lernt er schnell? Ist er mehr am Spiel und der soziale Aufmerksamkeit interessiert, oder ist er auf das Futter fixiert? Ist er der Scheue, der sich beim Anblick des Targets in die hinterste Ecke seines Paddocks verzieht? Oder ist er der Aufdringliche, der das Target berührt, und dann mehr verlangt, JETZT, SCHNELLER! Nimmt er seine Belohnung und berührt sofort danach wieder das Target oder kaut er sein Karottenstück langsam und mit Bedacht, während er über die Situation nachdenkt?

 

Welches Pferd würde dein Herz öffnen? Welches würde dich verrückt machen, oder deine Fähigkeiten überragen? Einfaches Targeting kann dir große Einblicke geben in die Art des Trainingsprojektes, das du auf dich nehmen wirst. Und wenn dies ein Pferd ist, das bereits einen Platz sowohl in deinem Stall als auch in deinem Herzen hat, dann wird es dir sagen, wie viele sprichwörtliche Tassen Tee du wahrscheinlich trinken wirst sind, während du den besten Weg in sein Herz herausfindest!

Teil 5: Clickertrainer lieben Details

Wenn ich mit Pferden arbeite, die so sind wie der Mustang, den ich im vorigen Abschnitt beschrieben habe, oder mit einem Hengst, der durch aggressiven Umgang wütend geworden ist, dann ist eines der Mantras, die ich immer wiederhole: "Es ist nicht deine Schuld." Wenn ich meine Hand am Führstrick nach oben gleiten lasse, um einen verstörten Hengst zu bitten einen Schritt zurück zu gehen, dann möchte ich all die „Mach jetzt“ - Kraft aus meinem Körper entfernen. Er sollte nur eine ruhige Bitte fühlen, keinen Befehl. Mich daran zu erinnern, dass es Gründe gibt für den Ärger und das Misstrauen eines Pferdes, hilft mir, nicht-reaktiv zu bleiben. Wenn du mit emotional komplexen Pferden arbeitest, musst du unglaublich genau auf die Details achten.

 

Der Ausdruck: "Es ist nicht deine Schuld ", stammt aus dem Buch "Rückkehr ins Leben" von Ismael Beah. Beah war Kindersoldat in Sierra Leone. Er war nicht nur Zeuge der Gräueltaten des Krieges. Er beging sie. Als er aus der Armee gezogen und zu einem Reha-Zentrum geschickt wurde, haben er und die anderen Kindersoldaten ihre Betreuer in der Einrichtung verhauen. Die Erwachsenen haben dieses Verhaltens nie mit Bestrafung vergolten. Stattdessen blieben sie nicht-reaktiv und sagten zu den Jungen immer und immer wieder: „Es ist nicht deine Schuld. Es ist nicht deine Schuld." Anfangs machte das Ismael sogar noch wütender. Wie könnte es nicht seine Schuld sein - er hatte schreckliche Dinge getan. Aber nach und nach erreichte ihn ihre Güte, und er war in der Lage aus seinem Alptraum der Jahren als Kindersoldat herauszukommen.

Dieser Teil seiner Geschichte erinnerte mich so an einige der Pferde, die ich treffe. Sie haben so viel Wut in sich, so viel zu sagen darüber, wie sie behandelt worden sind. Ich will diese Wut nicht durch den Einsatz von Strafe unterdrücken. Stattdessen erinnere ich mich daran, dass es nicht ihre Schuld ist. Ich ignoriere nicht ihr schreckliches Verhalten. Stattdessen bleibe ich so nicht-reaktiv wie möglich. Beim Clickertraining beginnen wir damit, die Umgebung so gut zu gestalten, damit wir Verhalten nicht durch Gewalt und Einschüchterung kontrollieren müssen. Das heißt, wir müssen sehr gut auf die Details des Trainings achten.

 

Als ich damit anfing Clickertraining zu unterrichten, waren die Anweisungen, die ich den Menschen gab ziemlich einfach. Mit jedem einzelnen Pferd habe ich gelernt, dass mehr benötigt wurde. Einer der Teilnehmer in meinem neuen Online-Kurs schrieb vor kurzem: „Ich hatte keine Ahnung von Feinheiten wie diesen vor dem Kurs, und als ich das Video anschaute um den Balancepunkt zu finden, dachte ich: „Ja, aber was hat das mit Training zu tun?" Das fand ich sehr bald heraus! Es macht auf jeden Fall einen großen Unterschied für mein empfindliches Pferd."

 

Mit einem einfachen, easy-going Pferd kann man mit einfach durchkommen. Aber die emotional komplexen Pferde sagen uns, dass es auf Details ankommt. Wenn du eines dieser Pferde hast, dann bereite dich auf eine steile Lernkurve vor. Sie werden die Grenzen dessen, was du über Training zu wissen glaubst, erweitern. Sie sind unglaubliche Lehrer, und sie können sich in dein Herz einschleichen wie kein anderes Pferd. Wenn du auf Kurs bleibst, wirst du am Ende eine unvergleichliche Beziehung haben. Du wirst auch ein tiefes Verständnis und eine Wertschätzung für die Details des Trainings haben.

Teil 6: Clickertrainer sind konsequent.

In Teil 5 sprach ich über die Herausforderungen die emotional komplexe Pferde an ihre Menschen stellen. Für diese Pferde ist  die Aufmerksamkeit für das Detail unerlässlich. Nicht alle Pferde konfrontieren uns mit solchen Rätseln. Einige, wie Panda, das Mini Pony, das ich zum Blindenführpony ausbildete, sind einfach und es ist super leicht mit ihnen auszukommen.

 

Ich sage oft mit Pferden wie Panda kann man die ersten zwei Drittel jedes Trainingsbuches überspringen - die Teile, die von emotionalen Problemen handeln - und man geht direkt zu den spaßigen Sachen. Wenn Panda einfach ein Familienhaustier gewesen wäre, dann wäre ihr Training wirklich sehr leicht gewesen. Aber Panda ist kein Familienhaustier. Sie ist ein Führpony für ihre blinde Besitzerin. Ihre Ausbildung war komplex, denn sie hat eine komplexe Aufgabe.

 

Gleichzeitig kann ich sagen, dass es nicht schwierig war, Panda zum Führpony auszubilden. Jede Aufgaben die sie erfüllt, kann in einfache Schritte zerlegt werden. Der Schlüssel in ihrer Ausbildung war Konsequenz. Ich wusste, zu keinem Zeitpunkt wird ihre blinde Besitzerin in der Lage sein, einen Bordstein oder eine teilweise geöffnete Tür zu sehen. Wenn Panda in ihrem Job konsequent zu sein hat, dann muss ich auch konsequent in ihrer Ausbildung sein. Das bedeutete, dass jedes Mal wenn ich an eine Bordsteinkante oder eine Ausfahrt kam, dann hielten wir an. Auch wenn ich spät dran war und noch schnell zur Post musste bevor sie schließt, das war  egal. Konsequent bedeutete, dass wir nicht die Abkürzung über den Parkplatz nehmen konnten. Wir mussten am Rand entlang gehen, so wie es blinder Mensch tun würde. Es könnte länger dauern, aber ich musste den gleichen Weg gehen, den ein Blinder nehmen würde.

 

Konsequenz ist ein so fundamentaler Bestandteil guten Trainings. Oft, wenn Probleme auftauchen, liegt es daran, dass der Traner nicht konsequent war. Erfolgreich zu sein, ist zum großen Teil davon abhängig davon, ob man konsequent ist. Panda blieb einfach, weil ihre Ausbildung sie nicht verwirrte. Sie lernte einige sehr komplexe Konzepte wie: gehe vorwärts wenn dein Mensch dich auffordert - es sei denn, es kommt ein Auto, das den Weg abschneidet. In diesem Fall blockiere deinen Menschen damit sie nicht vorwärts geht. Fahrende Autos übertrumpfen das Signal zum Vorwärtsgehen. Sie lernte diese Konzepte in einem Rahmen der Sinn machte. Wir hielten IMMER an Kreuzungen, an der obersten Treppenstufe, am Eingang zu einem Gebäude, etc. Keine Ausnahmen. Der Click bedeutet IMMER, dass ein Verstärker kam. Keine Ausnahmen. Ich habe oft gesagt, würden wir unsere großen Pferde mit der gleichen Konsequenz und Aufmerksamkeit für Details trainieren, mit der ich Panda trainiert habe, dann hätten wir alle Superstar-Pferde!

Teil 7:Clickertrainer nehmen sich die Zeit um alle Trainingslücken zu füllen.

Gute Trainer sind „Splitter“, keine „Lumper“. Das trifft zu, ganz egal ob sie Clickertraining oder andere herkömmlichen Methoden verwenden. Gute Trainer zerteilen die Lektion in viele kleine Schritte, und nehmen sich die Zeit, um alle Lücken zu füllen. „Lumpers“ hingegen werfen alles zusammen. Sie verlangen zu viel, zu schnell. Das kann schwer sein für den Schüler, vor allem wenn etwas falsch zu machen bedeutet in Schwierigkeiten zu sein. Beim Clickertraining stellen wir sicher, dass sich der Schüler sicher fühlt. Es ist okay zu experimentieren und Fehler zu machen. Und wenn eine Übung beginnt zu schwierig zu werden, dann zerteilen wir sie in kleinere, überschaubare Einheiten. Das Ergebnis sind Clicker- Superstars.

 

Einer unserer Clicker-Superstars war ein Appaloosa namens Crackers. Crackers gehörte einem meiner langjährigen Kunden, Bob Viviano. Sie waren zwei unserer sehr frühen Clicker- Pioniere. Ursprünglich begann ich die Arbeit mit Bob, weil Crackers über Sprünge eilte. Wir begannen mit der Arbeit an den Grundlagen. Dazu gehörte grundlegendes Targeting, daraus entwickelte sich Apportieren, und daraus so viel mehr. Bob brachte Crackers ein riesiges Repertoire an Target-Tricks bei. Und dann begann er Crackers mit anderen zu teilen. Crackers war ein regelmäßiger Besucher des „Hole in the Wall“ Camps für Kinder mit Krebs. Er besuchte Pflegeheime und an Weihnachten läutete er die Glocke für die Heilsarmee.

 

Target-Tricks sind einfach zu trainieren. Crackers beizubringen ein Postfach zu öffnen, eine Zeitung herauszuziehen und sie uns zu geben dauerte einen einzigen Nachmittag. Dieser Teil war einfach. Der komplexe Teil der Ausbildung war es all die Trainingslücken zu füllen damit Bob „die Show auf der Straße nehmen“ konnte. Crackers musste die Zeitung einem kleinen Kind im Rollstuhl genauso zuverlässig übergeben können wie uns. Und er musste es auf dem Parkplatz eines belebten Einkaufszentrums in der Weihnachtszeit tun, oder auf dem Jahrmarkt mit über den Kopf fliegenden Drachen und Heißluftballons. Weil Bob sich die Zeit nahm, um alle Trainingsschritte zu erfüllen, war er in der Lage, Crackers mit Tausenden von Menschen zu teilen.

 

Ich mache diese Arbeit jetzt bereits für so lange Zeit, dass wir die ersten Pioniere verlieren. Im September 2012 verlor Bob seinen guten Freund im Alter von 30 Jahren. Crackers hat so viele Leben aufgehellt. Bob zeigte den Weg auf, wie man Clickertraining verwendet, um Tricks zu trainieren. Er hatte Spaß dabei Crackers etwas beizubringen und dann teilte er diese Magie mit anderen. Eine der vielen Geschichten, die Bob mit mir geteilt hat, war die von einem kleinen Mädchen, das ihr Krankenzimmer mit Bildern von Crackers dekoriert hat.

 

Es war immer Bob und Crackers. Sie waren ein Team. Wer Bob kannte, der kannte Crackers. Und Crackers war immer bereit für alles. Von Tricks zu Line-Dance, er würde es stundenlang vorführen. Solange es Menschen gab, die ihn sehen wollten, war Crackers immer bereit. Bob hat nicht nur Crackers Leben durch Clickertraining besser gemacht, zusammen bereicherten sie das Leben von Tausenden von Menschen, mit denen sie in Kontakt kamen. Er ist ein großartiges Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn man auf die kleinen Dinge achtet. Es ist ein wunderbares Erbe, und ich weiß, Crackers wird vielen mit viel Liebe in Erinnerung bleiben.

Teil 8: Clickertrainer sind „Fein-Schneider“

Clickertrainer zerteilen ihr Training in viele kleine Schritte. Das ist nicht etwas, das ich aus Bücher oder von anderen Menschen gelernt habe. Meine Pferde brachten es mir bei. Ich lernte früh, dass egal wie klein ein Schritt zu sein scheint, es IMMER noch einen kleineren Schritt gibt, in den eine Übung zerlegt werden kann. Beim Clickertraining geht es darum, diese winzigen " Ja-Antworten“ zu finden. Was KANNST du dein Pferd bitten zu tun, damit du durchgängig eine Ja-Antwort bekommst? Die Besitzerin des Mustangs aus Teil 4 musste damit beginnen aus der Entfernung nach dem kleinsten Zeichen der Entspannung in ihrer Gegenwart zu suchen. Das bedeutet, dass Clickertrainer auch gute Beobachter sind. Sie haben gelernt, nach kleinen Details eines Verhalten zu suchen.

 

In meiner Welt führen alle Wege zur Balance. Wenn ich nach kleinen Details suche, dann schaue ich auf sehr subtile Verschiebungen des Gleichgewichts. Dies ist der Rohstoff den ich nutze, um großartige Verhalten zu formen .

Heutzutage sprechen alle über Harmonie, Beziehung, Balance. Dies sind so häufig verwendeten Begriffe, dass sie leicht ihre Bedeutung verlieren können. Für mich, wenn ich an Pferde und Balance denke, dann denke ich auch an Ballett. Und auch das ist ein Wort, das leicht die falschen Bilder und negative emotionale Reaktionen auslösen kann. Falls du eine derjenigen bist, die in jungen Jaahren zum Ballettunterricht geschickt wurde, obwohl du viel lieber dein Pony reiten wolltest, dann könntest du eine nicht gerade positive Reaktion auf dieses Wort haben. Zum Glück wurde ich davor verschont. Stattdessen durfte ich einigen der besten Tänzer der Welt zusehen.

 

Ich konnte auch von einigen großartigen Lehrern lernen. Vor Jahren war ich sehr privilegiert von Linda Tellington Jones, der Gründerin von TTEAM, zu lernen. Linda zeigte mir einige Details der Körperarbeit, die sie mit Pferden praktiziert. Sie ließ mich eine Art der Anwendung fühlen und dann eine andere. Die erste gab mir das Gefühl, als ob ihre Hand in meinem Rücken einschmolz  und alle Spannung auslöschte. Die andere habe ich als störend empfunden. Was war der Unterschied? Beim ersten Beispiel erzählte sie mir, dass sie "von ihren heraus Füßen atmete ." Nun, was in der Welt sollte das bedeuten? Ich hatte überhaupt keine Verbindung zu diesen Worten. Sie bedeuteten mir nichts. Es klang viel mehr nach Unsinn. Man atmet mit den Lungen - nicht mit den Füßen. Ich hatte Heuschnupfen als ich klein war und meine Nase war ständig verstopft. Mein Atem fühlte sich immer so an, als ob er irgendwo stecken geblieben wäre, lange bevor er überhaupt zu meiner Lunge kam. Von meinen Füßen heraus zu atmen war eine völlig fremdartige Vorstellung. Es war nicht etwas, mit dem ich irgendeine Verbindung hatte. Aber ich wusste, dass es Linda etwas bedeutet, also ging ich auf die Suche danach, was es bedeutet von den Füßen heraus zu atmen. Es dauerte viele Jahre des Studiums und brauchte den Einfluß vieler verschiedener Quellen, aber jetzt weiß ich nicht nur, wie es ist von meinen Füße heraus zu atmen, sondern auch was es bedeutet vom Boden heraus zu atmen. Und noch wichtiger, ich weiss welche äusserst positive Wirkung es auf Pferde hat, wenn ich es tue.

 

Hätte ich Lindas Worte als bedeutungslos launisch abgetan hätte, dann hätte ich diese wertvollen Lektionen verpasst. Allzu oft schenken wir Worten keine Bedeutung, weil sie nicht mit uns resonieren. Wenn ich sage, dass die Handarbeit mit dem Pferd wie Ballett ist, dann wenden sich viele Menschen desinteressiert ab. Ihnen wurde vielleicht zu viel Ballettunterricht aufgezwungen als sie klein waren. Für sie bewirkt Ballett keine positive Resonanz. Ich möchte sie dazu ermutigen, ihre Vorurteile beiseite zu legen und zu versuchen das Wort aus einer neuen Perspektive zu sehen.

 

Ich wohne südlich von Saratoga Springs. In der Pferdewelt ist Saratoga berühmt seine Rennpferd. Es ist die Heimat einer der besten Rennstrecken in den Vereinigten Staaten. Aber das ist nicht alles, wofür Saratoga berühmt ist. Jedes Jahr im Juli, seit Mitte der 1960er Jahre, ist Saratoga die Sommerresidenz des New York City Balletts von George Balanchine. Während meiner Kindheit konnte ich einige der größten Tänzer der Welt sehen. Susanne Farrell, Patricia McBride, Peter Martins - wenn du Ballett kennst, dann kennst du diese Namen. Dann kennst du auch Mikhail Baryshnikov. Er trat der Gruppe bei kurz nachdem er aus der Sowjetunion übergelaufen war. Er wurde zu Recht als einer der größten Tänzer in der Ballettgeschichte beschrieben, und ich hatte die sehr große Ehre ihn zu sehen als George Balanchine noch am Leben war.

An vielen diese Abende am Ballett wurde ich von einer Freundin begleitet die die Glasknochenkrankheit hatte. Diese Tänzer befreiten sie aus der Enge ihres Rollstuhls. Sie konnte nicht mehr gehen, aber in ihrer Phantasie konnte sie tanzen. Wir saßen ganz gebannt und beobachteten diese unmögliche Schönheit mit der Suzanne Farrell und Mikhail Baryshnikov zusammen in einem Balanchine Ballett tanzten. Wenn ich über die Balance bei Pferden sprechen, dann ist es ihre Kunst, die mir geholfen hat mein Auge darin zu üben.

 

 

Die Suche nach der Schönheit in der Balance macht süchtig. Es ist auch gut für Pferde. Gute Balance - emotionale und physische - ist von zentraler Bedeutung für die langfristige Gesunderhaltung eines Pferdes. Für mich, wenn ich an Clickertraining denke, dann denke ich immer an Pferde in einer schönen Balance.

Teil 9: Clickertrainer sind spielerisch und flexibel.

All zu oft lassen wir unsere eigenen Vorurteile die einzige Quelle für unsere Gefühle zu einem Thema sein. Ich benutze oft das Wort "spielen", wenn ich über Training spreche. Ich sagen zu jemanden, geh und "spiele" mit einer Übung. Ich erinnere mich, wie vor Jahren einer meiner Kundinnen zu mir sagte dass, wenn ich ihr sagte, sie solle mit einer Idee "spielen", dies bei ihr zu einem hilflosen Aufgeben führte. Als sie ein Kleinkind war, das zu malen lernte, da wollte sie die ganze Seite ausmalen. Aber ihre Mutter gab ihr vor innerhalb der Linien zu bleiben, die das Malbuch vorgab. Spielen war ein vergiftetes Wort. Aber spielen ist wie ein sehr häufig verwendetes Wort. Und die meisten von uns haben glückliche Assoziationen damit. Wenn deine Antwort auf etwas nicht ganz zutreffend ist, dann musst du dies erkennen und stattdessen versuchen zu verstehen, welchen Sinn andere in einem Ausdruck gefunden haben. Manchmal wirst du feststellen, dass es richtig war deinen eigenen Weg zu gehen. Andere Male, wird der Blick aus einer anderen Perspektive Türen öffnen, von denen du noch nicht mal wusstest, dass sie überhaupt existieren.

 

Der Blick auf die Welt aus einer anderen Perspektive kann manchmal dazu führen dass wir unsere Vorstellungen zu Trainingsverfahren umformen. Schon früh in meiner Clickertraining Erfahrung ging ich zu einer Konferenz der Association of Pet Dog Trainers (Hundetrainerverband). Das war vor fast zwanzig Jahren und die Dinge haben sich in der Hundewelt dramatisch verändert. Aber bereits damals war ich beeindruckt wie viel positive Hundeerziehung ich sah. Jedoch gab es zwei sehr unterschiedliche Arten von Training.

 

Es gab Leute, die Futter als Köder ohne Markersignal benutzten, und andere, die mit Markersignalen arbeiteten gefolgt von einer Futterbelohnung. Es gab einen deutlichen Unterschied bei den Hunden. Die mit Futter gelockten Hunde wurden ganz auf das Futter konzentriert. Sie haben sich zwar bewegt, aber sie waren sich gar nicht bewusst, was ihre Füße taten waren. Im Gegensatz dazu wussten die mit dem Clicker ausgebildete Hunde sehr genau, was sie taten. Diesen Kontrast vor Augen, trat ich der wachsenden Gruppe der "Clicker- Puristen" bei, die das Locken mit Futter als weniger gut betrachteten. Diese Voreingenommenheit blieb für viele Jahre bestehen, bis ich Kay Laurence beim Hundetraining zusah. Kay verwendet Futterköder auf sehr elegante Art. Sie würde sagen, du solltest eine Trainingstechnik nicht deshalb verwerfen, weil du sie schlecht angewandt gesehen hast.

 

Die Verwendung von Führstricken passt in diese Kategorie. Wenn du um Pferde herum warst, egal für welchen Zeitraum, wirst du gesehen haben, dass Pferde mit dem Strick grob behandelt wurden. Der Strick kann ein Werkzeug sein, das sich durch Schmerz durchsetzt, oder es kann so verwendet werden, um eine unglaublich nuancierte Kommunikation zu erschaffen. Gut benutzt ist es seine Aufgabe dem Pferd zu helfen herauszufinden, wie es schneller zu seiner Verstärkung kommt.

Eine Gerte kann dazu verwendet werden ein Pferd zu schlagen oder es kann als ein Target verwendet werden. WIE wir die Werkzeuge benutzen, nicht einfach was sie sind, entscheidet ob sie Clicker- kompatibel sind oder nicht.

 

Wenn du eine Gerte in ein Target umwandelst, dann eröffnen sich dir viele neue Möglichkeiten für dein Training. Je kreativer du bist, desto spielerisch kannst du mit deinem Pferd sein. Das Spiel bringt dich weit weg von der Grundeinstellung eines „Mach es, sonst ...“  Trainings.

 

Mit spielen kannst du eine Lektion auf den Kopf stellen und von innen nach außen wenden. Es lässt dich eine Übung so auseinanderziehen, dass du alle Komponenten entdeckst, die im Inneren versteckt sind. Jetzt denke an all die verschiedenen Möglichkeiten, wie du diese Komponenten trainieren kannst. Wie kannst du jedes Segment der Lektion aufteilen, damit dein Pferd nicht nur versteht was gefragt ist, sondern begierig darauf ist zu spielen?

 

Sei kreativ. Wenn du vor eine Herausforderung in deinem Training stehst, dann denke, statt normalen "Pferdetraining" Lösungen,  an andere Lösungen, vielleicht kann es helfen ein paare Objekte hinzuzufügen. Wenn dein Pferd zu aufdringlich ist können vielleicht Matten helfen? Vielleicht hast du große Kegel oder Plastikpfosten, die du wie beim Slalom verwenden kannst. Wie könnte man sie benutzen, um deinem Pferd das Führen zu erklären?

Wenn Vorwärtsgehen ein Problem ist, dann bring ihm bei einen Kegel zu apportieren und wirf den Kegel vor ihn.

Ist Anhalten das Problem, dann lege viele Matten aus. Gib ihm einen positiven Grund stehenzubleiben.  Das ist viel besser als "Pferdetraining" Lösungen wie von schärfere Gebisse oder gegen die Wand laufen lassen.

 

Kay Laurence zitiert gerne diese wunderbare Zeile von Proust:

"Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu entdecken, sondern mit neuen Augen zu sehen. "

Je mehr du mit Ideen spielst und je öfter du mit deinem Pferd spielst, desto mehr wirst du die neuen Landschaften entdecken, die schon immer vor dir lagen.

Teil 10: Clickertrainer sind Pioniere

Es macht Spaß Clickertraining mit anderen zu teilen. Es ist immer wunderbar mit anderen positiv-denkenden Menschen zusammenzusein um Ideen auszutauschen. Clickertrainer sind interessante Menschen. Wir sind sowohl Regelbrecher als auch Regelbefolger. Wir haben mit der Regel gebrochen, man solle Pferden niemals Belohnungen füttern. Aber wir befolgen die „Regeln“ guter Lerntheorie. Diese Regeln sind leicht zu finden. Unsere Pferde zeigen sie uns bei jeder Begegnung. Clickertraining hat unseren Pferden eine Stimme gegeben, die gehört werden kann. Und hier ist eine letzte zusammenfassende Eigenschaft von Clickertrainern - wir sind gute Zuhörer.

 

Viel Spaß!

 

Alexandra Kurland

theclickercenter.com

theclickercentercourse.com

 

Der Orginalartikel auf Englisch ist hier zu finden:

http://www.theclickercenter.com/-Read-Me-.html

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Zehn Eigenschaften guter Clickertrainer - von Alexandra Kurland
10 Eigenschaften eines guten Clickertrai
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