Klassische Dressur und Clickertraining: geht das zusammen?

Was ist klassische Dressur?

Anja Beran bezeichnet die klassische Dressur als die Basis aller anderen Reitdisziplinen. Sie dient allein dazu, das Pferd gesund zu erhalten, es zu stärken und zu einer schönen, ausdrucksvollen Persönlichkeit reifen zu lassen (Anja Beran, Klassische Reitkunst mit Anja Beran, Cadmos Verlag 2013).

 

Kurt Albrecht sagte, „dass Dressurreiten schöne und zufriedene Pferde bedeutet und dass es nur einen Weg dorthin gibt: eine korrekte und langsame Ausbildung nach den von großen klassischen Meistern festgelegten Methoden“ (Sylvia Loch: Reitkunst im Wandel. Franckh-Kosmos Verlag 1995, Seite 171).

 

Das heißt die klassische Dressur ist die Basis für die Ausbildung des Reitpferdes. Sie gibt das WAS vor. Sie hilft die Übungen zu finden die ein Reitpferd benötigt um schöner, ausdrucksvoller und zufriedener zu werden.

Was ist Clickertraining?

Clickertraining nach Karen Pryor ist ein Ausbildungsystem das positive Verstärkung im Zusammenhang mit einem Markersignal benutzt. Clickertraining gibt das WIE vor, die Art und Weise wie ich einen Ausbildungsinhalt dem Lernenden vermittle.

 

Demnach ist die klassische Dressur das WAS, der Lehrinhalt, und Clickertraining das WIE, die Lehrmethode.

Aber geht klassische Dressur nicht auch ohne Clickertraining?

Selbstverständlich, ja. Gute Ausbilder benutzen zum großen Teil dieselben Methoden wie Clickertrainer: sie unterteilen die Lernaufgaben in möglichst kleine Schritte, sie stellen sicher, dass der Lernende Erfolg hat und vermeiden damit Frustration. Sie erreichen damit ein hohe Motivation und einen schnellen Lernerfolg. Wozu also der Clicker? Der Clicker ist das Sahnehäubchen der Ausbildungsmethode. Der Clicker ist ein Präzisionswerkzeug und ein „Babel-Fisch“ (Ich liebe diese Referenz zu Douglas Adams „Reiseführer durch die Galaxis“), eine Art Übersetzer. Der Clicker macht den Unterschied zwischen einen Lernen nach „Versuch und Irrtum“, das of zur Frustration führt und fehlerfreiem Lernen. Denn mit dem Clicker kann ich den kleinsten Lernschritt nochmals in viele Mikroschritte zerteilen, und gebe dem Lernenden damit eine klare Hilfe und die Möglichkeit bei jedem Versuch erfolgreich zu sein. Somit kann ich Frustration ausschließen und erreiche eine hohe Motivation und einen enorm schnellen Lernerfolg.

 

Clickertraining ändert die Dynamik des Trainings. Mit dem Clicker erreiche ich mehr Klarheit. Das Pferd versteht schneller was von ihm erwartet wird. Es lernt, wie es sich den Click verdienen kann. Dadurch wird es ein aktiver Schüler, der die richtige Antwort finden möchte. Das Pferd wird Partner und Mitgestalter seines Trainings, und ist nicht nur Empfänger von Kommandos. Das ist ein großer Unterschied.

Geht Clickertraining ohne klassische Dressur?

Für die Ausbildung von Reitpferden: Nein. Die klassische Dressur ist die Grundlage jeder Reitdisziplin. Sie erhält das Pferd gesund, das ja nicht dafür gebaut ist einen Reiter zu tragen. Ein Reiter, der sein Pferd nicht in der klassischen Dressur schult handelt verantwortungslos, denn das Pferd wird nicht lernen seinen Körper so zu benutzen, dass es keinen Schaden nimmt wenn es einen Menschen trägt. Pferde, die nicht geritten werden, brauchen hingegen keine klassische Dressur. Ausgenommen sind solche Pferde, die Schädigungen haben, die eine therapeutische Gymnastik benötigen um gesund zu werden. Auch da ist die klassische Dressur notwendig, selbst wenn sie nicht geritten werden. Zum Beispiel hat Anja Beran sehr viele Pferde mit pathologischen Befunden, die sie mit der richtigen Gymnastik wieder beschwerdefrei gemacht hat. Gawain, zum Beispiel, ein Friesenhengst, der wegen eines Beckenschiefstandes von über zwölf Zentimetern fast eingeschläfert worden wäre. Nach einem Jahr ging er lahmfrei und der Schiefstand war nur noch minimal. Im weiteren Training zeigte er fortgeschrittene Lektionen wie Piaffe und Passage (beschrieben im oben genannten Buch von Anja Beran).