Online Kurs - behind the scenes

Der Original Online Kurs von Alexandra Kurland kam im Sommer 2013 heraus und ich war begeistert als Alex mich zur Gruppe der Online Coaches für den Kurs einlud. Zur selben Zeit begann ich mit der Entwicklung dieser Webseite, die das Ziel hat Alexandras Arbeit für diejenigen zugänglich zu machen, die mehr über Alex großartige Arbeit lernen möchten, aber durch ihre Englischkenntnisse limitiert sind.  Es war ein ganz natürlicher Prozess, dass sich eine Übersetzung des Online Kurses daraus entwickelte.

Im Sommer 2014, ein Jahr nach dem Launch des Online Kurses, habe ich Chrissi bei einem Seminar mit Dr. Susan Friedman kennengelernt. Während der Kaffeepausen hat sie fleißig an ihrem MAC gearbeitet. Als sie mir erzählte, dass sie als Übersetzerin und Hundetrainerin arbeitet, kam mir die Idee einer Zusammenarbeit für die Übersetzung des Kurses. Mit Alex Zustimmung haben wir dann zwei Monate später mit dem Riesenprojekt begonnen.

 

Zwei Jahre später, nach Übersetzung von fast 100k Wörtern und 15 ½ Stunden Video, ist die deutschsprachige Version des Kurses fertig! Es war nicht einfach, die Feinheiten von Alexandras Sprachgebrauch widerzuspiegeln, ihre Metaphern und nuancierte Beschreibungen. Aber mit Chrissis Sprachtalent und meinen Kennnisse von Alex Arbeit insgesamt, haben wir, denke ich, eine recht gute Übersetzung hinbekommen. Wir haben jedenfalls reichlich an den Ausdrücken gefeilt mit täglichen Chats, Emails und regelmäßigen Skype Calls. Die Arbeit mit Chrissi war ein Genuss, professionell und persönlich, und mir wird die intensive Zusammenarbeit fehlen. Danke Chrissi !

Der Kurstext hat so viele Wörter wie Michael Endes "Die unendliche Geschichte" !

Und alle Videos zusammen sind genau so lange wie alle Episoden von Star Wars inklusive Episode VII !


Meet Chrissi

Foto von Helene Wohak
Foto von Helene Wohak

Chrissi, du bist professionelle Übersetzerin und Hundetrainerin.  Die technischen Begriffe aus dem Trainingsbereich sind dir also geläufig und vermutlich einfach zu übersetzen. Doch die Pferdewelt hat ihren eigenen Jargon. War es schwierig, diese zwar einfach erscheinenden, aber doch spezifischen Begriffe zu übersetzen? Kannst du Beispiele nennen, welche Pferde-spezifischen Begriffe besonders schwierig waren?

 

Oh ja - der Pferdejargon hat mir teilweise ganz schön Kopfzerbrechen bereitet! Als ich mit der Übersetzung begann, war mir gar nicht bewusst, dass die Pferdewelt einen ebenso großen Wortschatz an Fachvokabular hat wie die Hundewelt. Das führte zu einigen lustigen Fehlinterpretationen, aber auch zu spannenden und lehrreichen Gesprächen mit Michi! Mittlerweile weiß ich auch, wie Piaffe, Außenstellung und Spanischer Schritt aussehen, was ein Pferd macht, wenn es kurz untertritt, und was es bedeutet, den Galopp zu versammeln - auf Englisch und Deutsch!

 

Alexandra Kurland hat selbst eine Art Jargon entwickelt, um ihr Training zu beschreiben. Wer ihr Training nicht kennt, kann Schwierigkeiten haben, manche ihrer Beschreibungen zu verstehen. Du kanntest Alexandras Arbeit nicht, bevor du die Übersetzung angefangen hast. Hat sich deine Übersetzung im Laufe der Zeit geändert? Welche Teile waren besonders schwer zu übersetzen?

 

Alex' Arbeit ist tatsächlich in einer ganz eigenen, sehr bildhaften und metaphernreichen Sprache verfasst. In den ersten Kapiteln stand ich Ausdrücken wie "the belly of the rope" (der durchhängende Teil des Stricks; wörtlich: der Bauch des Stricks), "loopy training" (Training in Schleifen) und "your bubbling spring" (deine sprudelnde Quelle) erstaunt und hilflos gegenüber, doch mit jedem Kapitel fühlte ich mich mehr in Alex' Worte ein. Je mehr ich über die Arbeit mit Pferde lernte und mit Michi diskutierte, desto mehr wurde mir die Genialität der Bilder bewusst, die Alex dafür entwickelt hat - und desto leichter wurde es, Übersetzungen zu finden, die dem Original gerecht werden. Ich bin selbst jemand, der sich gern in Metaphern, Anspielungen und Bildern ausdrückt. Daher gehörte es zu den spannendsten Teilen meiner Arbeit, mich mit Alex' metaphorischer Welt auseinanderzusetzen.

 

Der Online Kurs hat 185 Videos mit über 15 Stunden Laufzeit. Die Produktion der Untertitel für diese Videos war sehr viel Arbeit und manche Stellen waren schwer zu verstehen. Wie hast du das gemeistert?

 

Die Videos waren die größte Herausforderung: Teilweise wurde an stürmischen Tagen in großem Abstand zum Geschehen gefilmt, sodass Alex' Stimme vom Wind überdeckt wurde. Dann wieder stand direkt neben der Videokamera eine Gruppe Workshop-Teilnehmerinnen, die sich unterhielten, während Alex etwas erklärte, und wesentlich besser zu verstehen waren als Alex. Manche Videostellen habe ich um die zwanzig Mal angesehen, um zu entschlüsseln, was gesagt wurde. Zum Glück habe ich ein paar liebe Übersetzerkolleginnen - wenn eine von uns ein Problem hat, helfen wir einander aus. Mit vereinten Kräften, mit Michis Input und mithilfe amerikanischer Freunde und Freundinnen konnte ich fast alles dechiffrieren. Bei manchen Stellen gaben wir aber alle auf und mussten Alex selbst fragen, was Sie an einer bestimmten Stelle gesagt haben könnte.

 

Welchen Teil von Alexandras Kurs fandest du besonders spannend für die Arbeit mit Hunden? Gibt es etwas, das du mit den Hunden ausprobiert hast? Und was sagten die Hunde dazu?

 

Meine Lieblingsteile sind ganz klar all jene Beschreibungen und Videos, in denen es um Panda geht! Es fasziniert mich, dass Pferde wie Hunde zu Assistenztieren ausgebildet werden können - und dass man in der Ausbildung ganz ähnlich vorgeht. Panda hat mit dem Clicker gelernt, Stufen zu überwinden, in ein Auto zu steigen und Ihre Besitzerin zu warnen, wenn sich über ihr ein tief hängender Ast befindet oder sie im falschen Moment die Straße überqueren möchte. Und nicht nur das - sie ist unglaublich verspielt und kreativ und hat sogar ein eigenes Fangenspiel erfunden! Mittlerweile taucht Panda immer wieder mal  in meinen Geschichten auf, wenn ich meinen Hundeschulklienten erkläre, welches Potential Shaping im Lernenden freisetzen kann.

 

Auch das Clicker-Spiel "Die Kobolde berühren" habe ich schon erfolgreich im Hundetraining angewendet. Und das Loopy-Training-Konzept hilft mir, den gesamten Verhaltens- und Verstärkungszyklus im Auge zu behalten, wenn ich mit meinen eigenen Hunden an einem präzisen Obedience-Verhalten arbeite. Ich bin übrigens nicht die einzige Hundetrainerin, die schon auf Alex' Arbeit aufmerksam geworden ist: Auch in einem Skript der amerikanischen Assistenzhundetrainerin Donna Hill ist mir das "Loopy-Training-Mantra" schon begegnet.

Mag. Chrissi Schranz betreibt die Hundeschule Click for Joy! Hundetraining in Wien. Als tierschutzqualifizierte Hundetrainerin gibt sie Einzelunterricht und Workshops in Wien und Umgebung. Die Schwerpunkte von Click for Joy! Hundetraining liegen auf Alltagsmanieren, dem Aufbau eines verlässlichen Rückrufs für jede Lebenslage, Clicker-Tricktraining sowie Verhaltensmodifikation bei Schwierigkeiten wie Trennungsstress, Angst und sozialer Unverträglichkeit. Neben regelmäßigen Artikeln im YOUR DOG Hundemagazin erschien im Frühjahr 2017 Ihr Buch zum Thema ängstliche Welpen im Kynos-Verlag. Mehr unter https://clickforjoy.org/