The Matching Law

Wie entscheiden wir uns zwischen einem gemütlichen Fernsehabend oder der Arbeit an dem Bericht, der in zwei Wochen abgeliefert werden muss? Weshalb fahren wir bei -10˚C zum Pferd statt endlich das Bad zu putzen? Warum zeigt uns unser Clickerpferd seine schönste Pose, wenn es deine Aufmerksamkeit will?

Den ganzen Tag hindurch werden wir konfrontiert mit einer endlosen Anzahl an Entscheidungen,  wichtige und unwichtige. Ganz egal, ob wir ein Mensch, ein Hund, eine Katze oder ein Pferd sind, sind die Entscheidungen, die wir machen, das Ergebnis einer Reihe von erfahrenen Konsequenzen aus unserer Umwelt.

Die Entscheidungen, die wir treffen, sind das direkte Ergebnis von einer Reihe von Variablen, wie die Rate der Verstärkung (wie oft wir für das Verhalten verstärkt wurden), die Qualität der Verstärkung (wie sehr schätzen wir die Verstärkung) oder die Verzögerung der Verstärkung (wie schnell erhalten wir die Verstärkung).

 

In Applied Behavior Analysis ist die Wahl, die eine Person oder ein Tier trifft, die direkte Folge des Matching Law.

 

Das Matching Law besagt, dass, wenn gleichzeitig zwei alternative Verhaltensweisen möglich sind, der relative Anteil einer bestimmten Verhaltensweise gleich dem relativen Anteil an Verstärkung ist

Ein Beispiel: Nehmen wir an, du willst einen Freund telefonisch erreichen und hast zwei Nummern, privat und geschäftlich. Zu einer bestimmten Zeit ist derFreund nach deiner Erfahrung zweimal wahrscheinlicher unter der dienstlichen Nummer zu erreichen als unter der privaten. Wenn du nun diesen Freund zu erreichen versuchst, dann sagt das Matching Law voraus, dass du vermutlich zweimal häufiger die dienstliche Nummer wählen wirst als die private.

 

Das Matching Law wurde zum ersten Mal von RJ Herrnstein (1961) beschrieben. Bei der Arbeit mit Tauben in einer Skinner Box, entdeckt Herrnstein, dass die Häufigkeit mit der die Tauben die eine Taste statt einer anderen Taste picken, direkt korreliert mit der Rate von Belohnungen, die sie für das Picken dieser Taste erhalten haben. Anders ausgedrückt entspricht das Verhalten der Verstärkung. Wenn 70% der Belohnung für das Picken der rechte Taste gegeben wurden, würde die Taube die rechten Taste in 70 % aller Versuche picken, daher der Begriff Matching Law.

 

Kurz gesagt: Wenn wir einem Tier die Wahl zwischen zwei Verhalten geben, dann wird es vermutlich das Verhalten wählen, welches ihm mehr Verstärker einbringt. 

Dieses kurze Video erklärt das Konzept des Matching Law.

Quelle: www.behaviorworks.org

Bourret und Vollmer (2003) haben die Gültigkeit des Matching Law am Verhalten von Basketballspielern überprüft.

Wenn ein Spieler außerhalb einer bestimmten Linie auf den Korb wirft (und trifft), dann bringt das seiner Mannschaft drei Punkte. Wenn er von innerhalb des Kreises wirft, dann zählt ein Treffer nur zwei Punkte. Die verschiedenen Verhaltensweisen (Werfen von innerhalb und von außerhalb des Kreises) resultieren in unterschiedlich großen Verstärkern (zwei oder drei Punkte).

Ein Beispiel verdeutlicht dies: Nehmen wir an, ein Spieler hat in einer Saison 30-mal von außerhalb des Kreises und 55-mal von innerhalb des Kreises getroffen. Wenn er dafür immer gleich viele Punkte bekäme, könnte man voraussagen, dass 35,3% seiner Wurfversuche von außerhalb des Kreises erfolgten (denn 30 geteilt durch 85 ergibt 0,353). Da er aber für die Treffer von außerhalb eineinhalbmal mehr Punkte bekommt als für die von innerhalb (3 Punkte statt 2 Punkte), sagen Berechnungen voraus, dass er in 45% aller Fälle von außerhalb des Kreises geworfen hat.

Dass dies tatsächlich zutrifft, konnten Vollmer und Bourret (2000) in einer Untersuchung der Leistungen der Spieler von zwei Universitäts-Basketballmanschaften nachweisen. Das Matching Law erwies sich hier als gültig sowohl für einzelne Spieler als auch für die ganze Mannschaft über die Saison hinweg gerechnet.

 

Bourret und Vollmer (2003; Romanowich, Bourret & Vollmer, 2007) berichten von einer weiteren Untersuchung, die den Umstand nutzte, dass die NBA (die Nationale Basketballvereinigung der USA) die Linie, außerhalb derer drei Punkte für einen Korbwurf vergeben werden, einmal für einen Zeitraum von drei Jahren näher an den Korb gerückt hatte. Verglichen wurden hier die Würfe und die Treffer von außerhalb und innerhalb der Kreislinie in der Zeit vor, während und nachdem diese Regelung galt. Der relative Anteil der Würfe von NBA-Spielern von außerhalb der Kreislinie entsprach immer dem relativen Anteil der Verstärkung, auch als sich dieser Anteil durch das Verändern der Kreislinienposition jeweils erst erhöhte und dann wieder verringerte.

 

 

Warum ist das Matching Law wichtig für die Arbeit mit Pferden oder Tieren im Allgemeinen? 

Hier sind ein paar Beispiele dafür, wann wir an das Matching Law denken sollten:

Wenn ein Tier mit zwei möglichen Verhaltensweisen konfrontiert ist , wird das Tier eher die wählen, welche sich am häufigsten gelohnt hat. Es ist daher wichtig Bedingungen herzustellen, unter denen die "richtige Wahl " einfacher ist als die Alternative. Effizientes Training muss sicherstellen, dass die Umwelt in der Art gestaltet wird,  dass die "richtigen Entscheidungen" wenig Aufwand erfordern und eine hohe Rate  sofortiger Verstärkung erhalten. 

 

Hier ein Beispiel wie das Gestalten der Umwelt, hier eine Absperrung, das gewünschte Verhalten wahrscheinlicher macht und es dadurch verstärkt werden kann.

 

Tolles Training von Laura Monaco Torelli  http://abtconcepts.com/

Für Pferde können wir ebenfalls die Umgebung so gestalten, dass das gewünschte Verhalten mit größerer Wahrscheinlichkeit gezeigt wird und Fehler vermiedenen werden. Wir können Targets benutzen, Kegel, Matten, Absperrungen. Auch die Verwendung von Druck und Druck nachgeben helfen dem Pferd indem sie auf den richtigen Weg weisen und es damit schneller zu seiner Belohnung kommt.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die richtige Balance. Wir können auch hier dem Pferd helfen das gewünschte Verhalten schneller zu erreichen indem wir es in die richtige Balance bringen bevor wir das Signal geben. Möchte ich beispielsweise einen Huf aufnehmen zum putzen, sollte ich vorher schauen, ob das Pferd in der richtigen Balance ist, um mir den Huf überhaupt geben zu können. Und noch viel wichtiger ist das beim Reiten, bei allen Lektionen. Bevor ich die Hilfe für den Übergang in den Trab gebe, sollte ich erst mein Pferd im Gleichgewicht haben. So macht es weniger Fehler und lernt gar nicht ersten in einem verspannten Trab loszugehen.

 

Hier zwei Beispiel für die Gestaltung der Umgebung im weiteren Sinne.

 

In diesem Video lernt die junge Stute selbstständig auf dem Zirkel zu gehen. Zur Hilfe hat sie einen Zirkel aus Kegel. Sie hat bereits gelernt um Kegel herumzugehen. Außerdem sind um den Zirkel Matten gelegt. Sie geht gerne zu Matten, da sie dort immer belohnt wird. Bei dieser Übung  lernt sie einerseits um die Kegel zu gehen (Konzeptlernen) und vorwärts zu gehen (von Matte zu Matte) und das unabhängig davon wo ich stehe. (Mein Target ist die Matte in der Mitte.)

 

(Entschuldigt bitte die schlechte Qualität des Videos)

 

Beim Reiten ist Balance von entscheidender Bedeutung. Dieser Wallach verspannt sich sehr schnell beim Übergang zum Trab, deshalb ist es sehr wichtig den Übergang mit einer leichten Biegung zu reiten. Da er generall auf die rechte Schulter fällt muss vor dem Übergang das Gewicht auf die linke Schulter verteilt werden. Wenn diese Vorbedingung erfüllt ist, dann geglingt der Übergang in den Trab und er bekommt seine wohlverdiente Belohnung.

Jedes Mal, wenn wir unerwünschtes Verhalten verstärken, reduzieren wir die Stärke der gewünschten Verhaltensweisen. Wenn wir zum Beispiel einem Hund beibringen auf Signal perfekt zu sitzen, je nach Kriterium beispielsweise ein „aktives Sitzen“ mit Bereitschaft sofort das nächste Signal auszuführen, dann sollten wir vermeiden eine andere Form des Sitzes zu belohnen, denn nach dem Matching Law schwächt jedes belohnte „nicht-aktive Sitzen“ die Chancen für ein perfektes „aktives Sitzen“. Das soll nicht heißen, dass das „aktive Sitzen“ nicht geformt wird mit kleinen zielführenden Schritten. Es wird geformt, aber als Trainer sind wir dafür verantwortlich uns vorher zu überlegen, wie genau das Verhalten am Ende aussehen soll.  Möchte ich ein „aktives Sitzen“, dann sollte ich nur die Schritte belohnen, die zum „aktiven Sitzen“ führen und nicht die Schritte die zum Beispiel zu einem „Entspann dich-Sitzen“ führen. Wo ist der Unterschied? Hundetrainer werden den Unterschied kennen. Bei einem „aktiven Sitzen“ sitzt der Hund symmetrisch auf beiden Seiten der Hüfte mit dem Gewicht leicht nach vorn, so dass er sofort aufspringen kann. Beim entspannten Sitzen sitzt er meist mehr auf einer Seite als der anderen und das Gewicht ist mehr hinten. Er kann aus dieser Position nicht so schnell aufspringen. Es ist nicht fair dem Hund gegenüber, jede Art von Sitzen zu belohnen und erst danach manche Sitzweisen nicht mehr zu belohnen, obwohl es vorher belohnt wurde. Das ist Extinktion und frustrierend für den Schüler.

Dies sind nur ein paar Beispiele dafür, wie das Matching Law direkten Einfluss auf die Effizienz und Genauigkeit unseres Trainings hat. Fast noch wichtiger wird es, wenn wir ein Verhalten ändern möchten. Hierbei verstärken wir gewünschtes Verhalten bedeutend öfter als unerwünschtes. Zum Beispiel, ein Papagei, der seinem Menschen in den Finger beißt. Hier können wir beispielsweise ein Weglehnen des Vogels jedes Mal mit Futter belohnen. Im Laufe des Trainings wird er sich dann öfter weglehnen, als jemandem in den Finger zu beißen.

 

 

Fazit: Biete mehr Verstärkung für gewünschte Verhalten als für unerwünschtes und das Tier wird sich öfter für das gewünschte Verhalten entscheiden.

Bourret, J. & Vollmer, T.R. (2003). Basketball and the matching law. Behavioral

Technology Today, 3, 2-6.

 

Herrnstein, R.J. (1970). On the law of effect. Journal of the Experimental Analysis of

Behavior, 13, 243-266.

 

Romanowich, P.; Bourett, J. & Vollmer, T.R. (2007). Further analysis of the matching law to describe two- and three-point shot allocation by professional basketball players. Journal of Applied Behavior Analysis, 40, 311-315.

 

Vollmer, T.R. & Bourret, J. (2000). An application of the matching law to evaluate the allocation of two- and three-point shots by college basketball players. Journal of Applied Behavior Analysis, 33, 137-150.