PORTL

The Portable Operant Research and Teaching Lab

PORTL (The Portable Operant Research and Teaching Lab) ist eine Art Brettspiel - im weitest gefassten Sinne - das man zur Simulation vieler verschiedener Lernsituationen verwenden kann. Es basiert auf einem anderen Trainingsspiel namens GENABACAB, das von der englischen Hundetrainerin Kay Laurence entwickelt wurde.  Das Spiel wird mit einer Sammlung verschiedener kleiner Objekte gespielt, einem Clicker, um Verhalten zu markieren und kleinen Objekten oder Spielsteinen, die als Verstärker fungieren. Die Spieler lernen dabei, unter alleiniger Verwendung von Verstärkung und der Gestaltung der Umwelt zu kommunizieren. Man darf dabei keine verbalen Anleitungen oder Handzeichen geben oder die Bewegung vormachen.  Das Spiel ermöglicht es, Verhaltensprinzipien in Aktion zu erleben und diese entsprechend anzuwenden, um Verhalten zu ändern.

Kay Laurence hat ein paar Videos veröffentlicht, welche die ersten Schritte zeigen.


Und wer es zum Meister geschafft hat, der kann dann etwas so kniffliges fehlerfrei trainieren, wie es Mary Hunter (http://stalecheerios.com) vormacht


Eine Einführung zu PORTL: das Portable Operant Research and Training Lab (das “Mobile Operante Forschungs- und Lehrlaboratorium”).

geschrieben von Mary Hunter und Dr. Jesús Rosales-Ruiz 

 

Mit Erlaubnis übersetzt vom Michaela Hempen. Der Originalartikel wurde hier veröffentlicht:

http://www.artandscienceofanimaltraining.org/tools/portl-shaping-game/

 

Hast du schon von PORTL gehört?

Das Mobile Operante Forschungs- und Lehrlaboratorium PORTL ist ein Shaping Spiel, das hilft, Verhalten und Shaping zu verstehen. Durch das Spiel erfährt der Spieler Verhaltensprinzipien in Aktion und versucht mit Hilfe dieser Prinzipien Verhalten zu verändern.

Woher kommt PORTL?

PORTL hat seinen Ursprung in einem anderen Trainingsspiel namens GENABACAB, welches von der englischen Hundetrainerin Kay Laurence entwickelt wurde. Kay entwickelte GENABACAB und eine Reihe an GENABACAB Übungen, um ihren Schülern die Grundlagen des Shapings beizubringen und  um deren Timing und Beobachtungsvermögen zu verbessern.

Drei Spielerinnen in Diskussion während eines PORTL Spiels bei einem Seminar in Stuttgart
Drei Spielerinnen in Diskussion während eines PORTL Spiels bei einem Seminar in Stuttgart

Vor einigen Jahren brachte Kay Dr. Rosales-Ruiz und seinen Studenten an der North Texas Universität GENABACAB bei. Die Studenten waren begeistert und spielten es miteinander. Sie begannen auch PORTL zu entwickeln, machten einige Veränderungen, um das Spiel sowohl zur für Forschung als auch als Lehrmittel verwenden zu können. 

Wie spielt man PORTL?

Verschiedene Objekte mit denen man PORTL spielen kann
Verschiedene Objekte mit denen man PORTL spielen kann

PORTL spielt man mit zwei Personen, einem Lehrer und einem Schüler, unter Verwendung einer Sammlung kleiner Objekte auf einem Tisch, einem Clicker, um Verhalten zu markieren, und kleiner Gegenstände, z.B. Spielsteine, die man als Verstärker verwenden kann.

 

Zu Beginn jeder Übung präsentiert der Lehrer dem Schüler eine paar Objekte. Der Schüler bekommt nur zwei Anweisungen: “Dein Ziel ist es, so viele Spielsteine wie möglich zu bekommen.” und “Bitte mach etwas mit den Objekten”.

 

Wenn der Schüler ein korrektes Verhalten zeigt, oder eine Annäherung an ein korrektes Verhalten, dann clickt der Lehrer und gibt dem Schüler einen Spielstein (Verstärker). Der Schüler legt den erhaltenen Spielstein in eine Schale und kehrt zurück zu den Objekten auf dem Tisch. Der Lehrer kann die Gegenstände neu arrangieren, welche hinzufügen oder entfernen, um es dem Schüler zu erleichtern, das gewünschte Verhalten zu finden.

 

Lehrer und Schüler unterbrechen das Spiel in regelmäßigen Abständen, um ein Datenblatt auszufüllen. Der Lehrer notiert, was gerade passiert ist und was er/sie während der nächsten Trainingseinheit unterrichten will. Der Schüler notiert was er/sie lernt und wie er/sie sich fühlt. Diese Pausen kann man nach einer bestimmten Anzahl an übergebenen Verstärkern einlegen (z.B. 10 Spielsteine) oder nach einer festgelegten Zeit (z.B. 60 Sekunden). Die Pausen erlauben dem Lehrer, die Fortschritte des Schülers zu evaluieren und evtl. den Shapingplan entsprechend zu verändern. 

 

Nach jeder Übung vergleichen Lehrer und Schüler ihre Datenblätter. Der Schüler kann außerdem wertvolle Rückmeldung geben zu Dingen, die der Lehrer gut gemacht hat und welche Aspekte verwirrend waren und weshalb.

Weshalb PORTL spielen?

Zwei Studentinnen beim PORTL spielen
Zwei Studentinnen beim PORTL spielen

Mit PORTL lernst du, Verhalten zu formen unter ausschließlicher Verwendung von Verstärkern und Gestaltung der Umwelt. Die Person, die den Lehrer spielt, darf keine verbalen Anweisungen geben, nichts vormachen, gestikulieren oder Hinweise geben, um den Schüler zu leiten.

 

Aber das Lernen ist nicht dem Zufall oder wahllosem Herumprobieren überlassen. Durch das Spiel lernen die Spieler wie man Verhalten in grundlegende Fähigkeiten und kleine Lernschritte zerteilt, den Fortschritt des Schülers während des Spiels einschätzt und den Trainingsplan entsprechend verändert.

 

Die Einführungsübungen helfen den Spielern, die Trainingstechniken und Grundlagen des Shapings zu üben: Verstärker aushändigen, zur richtigen Zeit clicken, einfache Verhalten verstärken, Beobachtungsvermögen, Daten sammeln und Bewertung.

 

Mit Fortschreiten des Spiels werden die Spieler mit weiteren Konzepten bekannt gemacht, wie die Einführung von Signalen und Signalkontrolle, Konzeptbildung, Verhaltensketten, Verstärkungsraten, abergläubisches Verhalten, Löschung und Resurgence, und vieles mehr.

Verwendung von PORTL zur Untersuchung und Forschung

Abgesehen von seinem Nutzen zu Lehrzwecken ist PORTL auch ein einfaches aber zugleich wertvolles Werkzeug zur Untersuchung und Forschung. So, wie die Spieler erfahrener werden, können sie PORTL auch verwenden, um ihre eigenen Fragen im Bezug auf Training und Verhalten zu erkunden.

 

Mit PORTL kann man verschiedene Trainingssituationen simulieren, Fragen zu den Wechselbeziehungen zwischen Variablen stellen und die Effekte verschiedener Kontingente erforschen. Beispielsweise können Spieler PORTL verwenden, um verschiedene Trainingstechniken und -strategien auszuprobieren, bevor sie ihrem Tier ein neues Verhalten beibringen. 

 

PORTL bietet auch ein einfaches, bequemes und kostengünstiges Mittel, um Verhaltensforschung durchzuführen. Das ist bedeutend, denn die üblicherweise angewandte Ausrüstung für Verhaltensforschung ist teuer, komplex und erfordert vom Wissenschaftler Kenntnisse im Programmieren. Es gibt bereits eine MSc-Arbeit der North Texas Universität, die PORTL verwendet und eine Handvoll anderer Forschungsprojekte werden zur Zeit durchgeführt.

Eine PORTL Geschichte

Bei einem unserer ersten PORTL Seminare hatte eine Teilnehmerin Schwierigkeiten, ein ungewöhnliches Verhalten zu trainieren. Sie wollte ihrer Schülerin beibringen, einen kleinen Plastikeisbären auf den Rücken zu drehen, wieder auf die Beine zu drehen, wieder auf den Rücken und zurück ,usw. Aber egal welche Annäherung sie verstärkte, ihre Schülerin bestand darauf, den Eisbären über den Tisch laufen zu lassen. Die Lehrerin starrte perplex und frustriert auf ihre Schülerin wie sie wieder nach dem Eisbär griff und ihn über den Tisch laufen ließ.

 

Verstärkung kam nur noch selten und beide wurden immer frustrierter. Also machte die Lehrerin eine Pause und beriet sich mit einem der Kursleiter. Als sie verschiedene Ideen diskutierten, kam ihr plötzlich eine Idee, die auf einem Konzept beruhte, das sie bei einer der vorhergehenden Präsentationen gehört hatte.

 

Sie kam zurück an den Tisch, nahm vier Bleistifte, legte sie in einem Quadrat auf den Tisch und stellte den Eisbär hinein. Von jetzt an gab es nur dann Verstärker, wenn der Eisbär in seinem “Gehege" blieb. Da das Gehege zu klein war, um den Eisbären laufen zu lassen, begann die Schülerin recht schnell, andere Bewegungen auszuprobieren. Nach kurzer Zeit brachte die Lehrerin die Schülerin dazu, die gewünschte Bewegung kontinuierlich auszuführen.

 

Danach, während der Diskussion, sagte die Schülerin, dass sie zögerte, den Bär auf den Rücken zu drehen und andere Bewegungen auszuprobieren. Eisbären, sagte sie, laufen, sie drehen sich nicht auf den Rücken. Der Bär im Gehege hat sie ermutigt, andere Bewegungen auszuprobieren und half ihr, das Zielverhalten zu finden. 

 

Eine einzigartige Eigenschaft von PORTL ist, dass Spieler sowohl Lehrer als auch Schüler sein können. Spieler sagen oft, dass es ihnen besonders viel Spaß macht, der Schüler zu sein. Diese Erfahrung hilft ihnen, Verständnis und Empathie zu entwickeln und sie beginnen, sich in die Rolle der eigenen Schüler während eines Trainings hineinzuversetzen.

Zusammenfassung

PORTL ist ein einfaches verhaltensanalytisches Werkzeug, das an verschiedene Trainings- und Forschungssituationen angepasst werden kann. Spieler brauchen nur sehr wenig Anweisung, um PORTL beginnen zu können. Aber sobald sie erfahrener sind, können sie PORTL dazu verwenden, komplexe Fragen zu Verhalten zu stellen und diese zu beantworten. PORTL inspiriert den Entdeckergeist in den Spielern, da es erlaubt, Verhaltensprinzipien in Aktion zu erleben während es gleichzeitig ihre Fähigkeiten als Trainer verbessert.

  

Mehr PORTL Videos und Übungsaufgaben werden hier veröffentlicht:

http://www.artandscienceofanimaltraining.org/


Und so spielt man PORTL Kay Laurence cruise style...

Five Go To Sea

Training thoughtfully "land cruise"